Auf dem Weg zur Nikotinabhängigkeit

Warum haben starke Raucherinnen und Raucher immer wieder Verlangen nach einer Zigarette? Schuld ist das Zusammenspiel von physischen (körperlichen) und psychischen Faktoren. Dabei spielt Nikotin als suchterzeugende Substanz eine Rolle. Nikotin bewirkt unter anderem eine vermehrte Freisetzung von Botenstoffen, die wiederum das Verlangen nach Nikotinnachschub wecken (Belohnungszentrum, Dopamin). Auf dem Weg in die Abhängigkeit liegt außerdem der körperliche Gewöhnungseffekt. Bei regelmäßigem Tabakkonsum vermehren sich die Andockstellen für das Suchtgift Nikotin im Gehirn. Man nimmt an, dass dies ein Aspekt für die Entwicklung einer Sucht ist und in Zusammenhang mit Entzugserscheinungen steht bzw. mit dem Verlangen nach regelmäßigem Nikotinnachschub.

Zudem sind es bestimmte – auch unbewusste – Situationen, Handlungen und Reize, die mit dem Rauchen assoziiert werden, z.B. Rauchen während Wartezeiten, Rauchen beim Konsum bestimmter Getränke etc. Diese erschweren den Rauchstopp. Neben sozialen und individuellen biographischen Einflüssen spielen auch genetische Aspekte (Sensitivität auf Nikotin) eine Rolle.

Tabak & Nikotin

Nikotin ist ein starkes Gift, das schon in einer Dosis von nur ca. 60 mg für den erwachsenen Menschen tödlich sein kann. Eine Zigarette kann bis zu 13 mg Nikotin enthalten, beim Rauchen wird wesentlich weniger (rund 1 mg) aufgenommen. Für Kleinkinder ist allerdings eine zerkaute oder verschluckte Zigarette lebensgefährlich!

Das Zigarettenrauchen ist maßgeblich für die Entstehung schwerer Erkrankungen mitverantwortlich, allen voran Lungenkrebs sowie chronischen Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Tabak wird in Zigaretten – der weitaus gebräuchlichsten Form – Zigarren, Pfeifentabak oder Wasserpfeifen geraucht. Rauchfreie Produkte sind z.B. Schnupf- oder Kautabak. Egal ob mit oder ohne Rauch: Jede Form von Tabakkonsum ist mit einem Risiko für schwere Gesundheitsschäden verbunden.

Weitere Infos:

Wie wirkt Nikotin?

Nikotin ist der Hauptwirkstoff beim Tabakkonsum und erzeugt eine Abhängigkeit. Beim Rauchen gelangt das Nikotin über Bronchien und Lungen in den Blutkreislauf und in wenigen Sekunden ins Gehirn. Dort entfaltet es an den Nervenzellen seine Wirkungen und beeinflusst das psychische Befinden durch die Freisetzung von Botenstoffen wie Dopamin, Noradrenalin oder Serotonin. Die Wirkung hängt auch von der körperlichen Verfassung ab. Je nach Dosierung kann Nikotin

  • kurzzeitig entspannend,
  • beruhigend oder anregend wirken,
  • die Aufmerksamkeit steigern,
  • die Stimmung aufhellen oder
  • den Appetit hemmen.

Aufgrund der kombinierten körperlichen und psychischen Wirkungen entwickelt sich eine Abhängigkeit, die es den Betroffenen schwer macht, mit dem Rauchen aufzuhören. Nikotin hat neben den oben angeführten Wirkungen auch andere körperliche Wirkungen. Die Blutgefäße verengen sich – unter anderem werden die Haut- und Herzkranzgefäße schlechter durchblutet. Der Puls steigt, die Hauttemperatur sinkt und der Stoffwechsel beschleunigt sich. Je nach Dosis reagiert der Körper auf den Giftstoff Nikotin auch mit Schwindel, Brechreiz oder Durchfall. Vermehrt ausgeschüttete „Stresshormone“ (z.B.Adrenalin) verursachen einen Blutdruckanstieg und einen höheren Glukosespiegel im Blut. Regelmäßiger Nikotinkonsum kann in der Folge zu schweren, chronischen Erkrankungen (wie z.B. Diabetes oder COPD) führen.

Körperliche und psychische Abhängigkeit

Angewöhnte Rituale, die gleichzeitig mit den Wirkungen des Rauchens eingelernt werden, spielen für das Suchtverhalten eine große Rolle: Die Zigarettenpause in der Arbeit, die Zigarette nach dem Essen, beim Ausgehen oder ähnliche Handlungen verstärken den Belohnungseffekt und somit die psychische Abhängigkeit.

Nikotin zählt zu den stark suchterzeugenden und suchterhaltenden Substanzen. Mit dem Übergang von der gelegentlichen Zigarette zum regelmäßigen Konsumverhalten kann schon nach wenigen Wochen und Monaten die Sucht einsetzen.

Welche Entzugssymptome können auftreten?

Wird kein Nikotin zugeführt, bleiben die Andockstellen unterversorgt, und der Körper kann mit Entzugserscheinungen reagieren – dem typischen Merkmal einer Sucht. Zu den häufigsten Entzugssymptomen zählen

  • ein starkes Verlangen nach der nächsten Zigarette (bzw. dem Tabakprodukt, Rauchverlangen), Craving,
  • Nervosität,
  • Reizbarkeit,
  • Unruhe,
  • Konzentrationsschwäche,
  • Ärger,
  • Ängstlichkeit,
  • Müdigkeit,
  • Kopfschmerzen,
  • Schlafstörungen und
  • schlechte Stimmung, verstärkter Hunger, Verstopfung.

Die körperlichen Entzugssymptome sind in den ersten Tagen nach der letzten Zigarette am stärksten und lassen dann allmählich nach, bis sie nach Wochen und Monaten verschwinden. Die psychische Abhängigkeit mit der Lust auf eine Zigarette in bestimmten Situationen kann aber noch jahrelang bestehen bleiben.

Hinweis

Raucherinnen/Raucher können mithilfe des sogenannten Fagerström-Tests (Rauchfrei Telefon) einschätzen, wie hoch ihre Nikotinabhängigkeit ist.

Weitere Informationen: Tabakabhängigkeit (Rauchfrei Telefon).

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

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