Geschichte der Pfarre Harmanschlag

Interessante Details und Überlieferungen zur Pfarrkirche Harmanschlag:

Pfarrkirche Harmanschlag

Der erste urkundlich erwähnte Pfarrer ist Nikolaus. Er war von 1395 bis 1411 tätig.
In der Reformationszeit kam es wie in vielen Pfarren im Waldviertel zu kriegerischen Handlungen. Durch die lutherische Lehre waren viele Gläubige, aber auch manche Priester, in ihrer Lehre unsicher geworden.
Um 1600 haben sich viele Einwohner von Harmanschlag der protestantischen Lehre angeschlossen. 1626 wurde der damalige Pfarrer von Harmanschlag, Michael Petrus Sylvius, in die unbesetzte Pfarre Sankt Michael versetzt.
Damit war Harmanschlag ohne Seelsorger und wurde von Sankt Martin aus betreut. Der Gottesdienst war abwechselnd jeden 3. Sonntag in

Sankt Martin, dann wieder in Harmanschlag und inHarbach. Alle Taufen wurden in der Pfarre Sankt Martin gehalten.

Auch die Pfarre Harmanschlag verlor in den beiden Weltkriegen ihre Glocken (1917 und 1942). Es war daher 1920, 1928, 1948 und 1950 Glockenweihe.
Bei einem heftigen Sturm am 1. Dezember 1961 fiel das Turmkreuz herunter. Das neue Turmkreuz wurde am 30. September 1962 geweiht und 1984 renoviert.
Die Pfarre Harmanschlag wird seit 1972 wieder, wie vor 1784, von Sankt Martin aus seelsorgerisch betreut. 1974 erfolgte die Innen- und Außenrenovierung der Pfarrkirche und die Instandsetzung der Friedhofsmauer.

 

Turmkreuzrenovierung in Jahr 2009, Pfarrkirche Harmanschlag

  • Gewicht der Turmspitze rund 4 Tonnen.
  • Koordinaten: Vermessungsstein 735,66 m, Knauf Mitte 764,69 m = 29,03 m Höhe
  • 1743-1754: Johann Michael Weinpolter - stammend aus 3970 Langfeld 6 - war Pfarrer in Sankt Martin. Er war auch zuständig für die Pfarren Harmanschlag und Harbach.
  • Der Kirchturm wurde im Jahre 1746 um 4,2 Meter erhöht und es wurde auf der Spitze der Barockhelm aufgesetzt. Vor 1746 hatte der Turm ein gewöhnliches Dach.

Der Kirchturm vor 1746
                                   Darstellung des Kirchturmes der Pfarrkirche Harmanschlag vor 1746                und nach 1746     Darstellung des Kirchturmes der Pfarrkirche Harmanschlag nach 1746

  • 1870 wurde auch eine Turmuhr angeschafft. Vorher keine Uhr.
  • Am 1. Dezember 1961 hat ein heftiger Sturm das Turmkreuz heruntergerissen das dann am Blitzableiterdraht hängen blieb. Der Knauf (Kugel) stürzte herunter in der sich eine Urkunde befand und die heruntergefallenen, angemoderten Holz und Blechteile richteten beträchtlichen Schaden um Turm an.
  • Am 4. Dezember 1961 wurde das Kreuz unter sehr schwierigen Bedingungen heruntergenommen.
  • Ende August 1962 wurde das Gerüst für die Ausbesserung des Turmdaches vom Zimmermeisterbetrieb Leopold Bäck aus Bad Großpertholz aufgestellt und mit der Reparatur des Turndaches begonnen. Die Spenglerarbeiten besorgte die Firma Göschl aus Weitra. Nach Behebung des Schadens wurde das Turmkreuz am Kirchweihtag den 30. September 1962, bei herrlichem Herbstwetter gesegnet.
    Der Zeitzeuge Herr Josef Kugler aus Oberlainsitz, der damals als Zimmerer am Turme gearbeitet hat kann sich noch genau erinnern (Gespräch im Juli 2009):
    Die Firma Göschl aus Weitra hatte damals einen Spengler beschäftigt der nicht ganz Schwindelfrei war. Er sollte das Kreuz am Turm befestigen, traute sich aber nicht gleich.
    Kurzerhand entschlossen sich die Zimmerer Herr Alois Zima aus Angelbach, der Zimmerer Ludwig Kitzler aus Watzmanns und Herr Josef Kugler diese Arbeit zu übernehmen. Daher setzten diese drei Zimmerer das Kreuz auf dem Kirchturm auf. Als Herr Göschl das erfuhr bezahlte er als Dank im Gasthaus Winter in Harmanschlag diesen dreien 5 Liter Wein.
  • Im Jahre 1984 wurde das Turmkreuz, da es schon durch die Witterungseinflüsse unansehnlich wurde, restauriert und am 9. September 1984 am Ortsplatz von Pfarrer GR Franz Weinstabl gesegnet. Die Feier am Ortsplatz wurde von der Trachtenkapelle Harmanschlag und vom örtlichen Kirchenchor feierlich umrahmt.
    Anschließend wurde das Turmkreuz von den Brüdern Josef Schuster und Franz Schuster, beide aus Harmanschlag, zur Kirche getragen und von der Firma Zambelli auf dem Kirchturm aufgesetzt. (Kuriosum ... wie es bei den Handwerkern Brauch ist, wurde nach gelingen der Arbeit eine Flasche Wein und 3 1/8 Gläser hoch am Turme aufgemacht, Prost getrunken, und die Gläser herunterfallen lassen. (Der Volksmund sagt Scherben bringen Glück) Zwei Gläser fielen auf die Gräber ohne zu zerbersten! Der Blumenschmuck, es waren reichlich Astern angepflanzt, verhinderten den Bruch der Gläser. Der Schreiber dieser Zeilen stand in unmittelbarer Nähe, sah wie diese Gläser herunter pendelten: "Ich ging einen Schritt zurück, sonst hätte ich sie mit der Hand abfangen können." Nur das dritte Glas zerschellte in etwa 3-4 Teile. Als die Besucher sahen, dass 2 Gläser nicht zersprungen waren meinten sie „ein schlechtes Zeichen es könnte Unglück bedeuten“.
  • 2007/08: Dacherneuerung und Erneuerung der Fassade
  • 2009: Die Turmspitze war im Laufe der Jahrhunderte, trotz mehrmaliger Reparatur und neuen Eindeckungen in den Jahren 1819, 1834, 1889 und 1962, in sehr desolaten Zustand gekommen - die tragenden Holzteile waren großteils vermorscht. Sie war jetzt nicht mehr zu reparieren.
    Die "Neue" wurde von den Zimmerern Patrik Wandl, Mariao Poiss, Michael Glaser und dem Vorarbeiter Roland Anderl unter der Leitung vom Abteilungsleiter Ing. Harald Kitzler genau nach dem Original vom Jahre 1746 nachgebaut und unter großer Beteiligung der Bevölkerung am Montag, dem 29. Juni 2009 vormittags, mit einem 120 Tonnen Kran wieder auf den Turm gehoben.

Text: Johann Gattringer, Oberlainsitz / Gerhard Vogler, Sankt Martin
Foto: Werner Haidvogl, Harmanschlag
Verwendete Literatur, Grafiken: Leo Höher - Das Waldviertel, Heft 1-2-3 1978, Pfarrchronik, Schulchronik, Daten vom Vermessungsamt Gmünd und eigene Erinnerungen.

Einige Fotos von der Kirchturmrenovierung finden Sie auch hier in unserer Fotogalerie.


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